Schneeball-records verabschiedet sich von Roman Bunka,
Welch feiner Mensch, was für ein Verlust! Geboren 1951 in Frankfurt, verstarb er am 12.6 2022 in München.
Die Stadt welche ihm und seiner Familie ein Leben lang zur Heimat wurde, war sein Ziel, als er jung seine prima Eltern verließ, um Musiker zu werden. Die siebziger Jahre waren angebrochen: Das Interesse an Rockmusik aus Deutschland war schon wieder zu Ende und ohnehin, wenn überhaupt, nur im Ausland vorhanden.
Plattenfirmen kündigten die Verträge, Bands fielen auseinander. Die LP "We keep on" war die Antwort aus München wo Christian Burchard und Roman Bunka mit EMBRYO als Kollektiv einen Neustart wagten. Ich war dabei als Produzent und Verleger. Die Platte kostete viel Kraft und brachte wenig ein, war jedoch unumgänglich auf dem langen Weg hin zu einer eigenständigen Musik und einem alternativen Vertriebssystem. Etwas für Idealisten - Roman fand sich hier gut zurecht, war Mit-Gründer von Schneeball Records und so wuchs im Gleichklang mit einer neuen, innovativen Jugendkultur auch das Ansehen der beteiligten Künstler.
Roman komponierte, feilte an Gesang und Soli, schuf Grafiken für Cover und interessierte sich intensiv für die Musik und Literatur jenseits seines eigenen Kulturkreises. Mit einer Reise nach Indien Mitte der Siebziger, seiner neugierigen Suche nach der Musik und kollegialem Austausch mit den Menschen dahinter legte er den Grundstein für sein weiteres künstlerisches Schaffen. Neue Allianzen mit Münchner Filmemachern, die wie er abseits des Mainstreams ihre Werke realisierten, folgten: Werner Penzel, Fritz Baumann, Niko Humpert.
Penzel dokumentierte mit dem Film „Vagabundenkarawane“ „Embryo´s Reise“ nach Indien und zurück und Fritz Baumann ging mit Roman den Geheimnissen der OUD (arabische Laute) nach. Baumann war es auch, der nach Romans Trennung von EMBRYO: dessen Zeit mit den Musikern von Roman´s "Dein Kopf ist ein schlafendes Auto" auf das Einfühlsamste in die Kinos brachte.
Dazwischen Romanś Beteiligung am Entstehen der Band "Dissidenten": Auftritte der Dissidenten blieben immer auch Auftritte für Bunka. Er komponierte Hörspiele für Regieseurin Grace Yoon, arbeite an diversen Filmmusiken und Projekten mit vielen Musikern, u. a. Luis Borda oder Roland Schäffer.
Eines Tages und nach einigen Aufenthalten mit EMBRYO in Kairo landete er dort, wo Musiker eigentlich hin wollen. Jenseits unserer Wahrnehmung bespielte er als Gitarrist der Band von Ägyptens Superstar Mohammed Mounir nun die größten Hallen und feudalsten Clubs im Vorderen Orient und Nordafrika. Auch dort beweinen Freunde nun seinen Tod.
Wie auch in Indien, wo er zu allerletzt wieder und zwar mit der Band Jisr seines Freundes Ramdan Mohcine auf Tournee war. Schwer krank kehrte er nach Beendigung einer ausgedehnten Asien Tournee nach München zurück, wo er kurz darauf verstarb.
Wenn sich nun München als eine Keimzelle dessen versteht, was heute als Weltmusik gehandelt wird, so liegt das ganz maßgeblich an Roman Bunka. Und so erreicht sein Wirken eine Reichweite und Qualität, die weit über die Musik hinausreicht.