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Ist es Ambient, Weltmusik, Klassik, oder Jazz All diese Elemente finden sich auf dem neuen Duo-Album der beiden weitgereisten Münchner Musiker Peter Michael Hamel und Thomas Gundermann. Kennengelernt haben sie sich in einem Cafè im marrokkanischen Tanger, seitdem arbeiten sie immer wieder zusammen. "Coincidence" dokumentiert eine teils meditative, teils unvermutet intensive Musik im Spannungsfeld zwischen Komposition und Improvisation - weite Landschaften mit orientalischen Texturen und einer großen Palette unterschiedlicher Klangfarben.

Eigentlich sind die beiden Instrumente auf diesem Album nah verwandt - und dennoch gehören sie völlig verschiedenen Musikkulturen an. Bei beiden werden die Töne mittels schwingender Luftsäulen erzeugt. Bei beiden wird die Luft nicht ins tonerzeugende Rohr geblasen, sondern gepumpt. Allerdings bei dem einen Instrument mechanisch, beim anderen inzwischen maschinell. Und das eine Instrument bringt man vor allem mit der Kultur der Spielleute und Jahrmärkte in Verbindung, das andere wurde einst von den Römern zur Untermalung der Gladiatorenkämpfe gespielt und ist inzwischen zum Kircheninstrument geworden.

Die Rede ist von Sackpfeife (dt. für Dudelsack) und Orgel. Ein ungewöhnliches Instrumentenpaar, das gleichwohl in den letzten Jahrzehnten eine kleine Blüte erlebt hat. Meist wird umarrangierte Barock- und Kirchenmusik gespielt. Thomas Gundermann und Peter Michael Hamel gehen auf ihrem gemeinsamen Album weit darüber hinaus. Sie loten den Freiraum zwischen Komposition und Improvisation aus, lassen die ursprünglich indische Herkunft der Sackpfeife anklingen und treiben der Kirchenorgel ihren klerikalen Klang aus. Peter Michael Hamel arbeitet mit wenigen Registern, verpasst der Eule-Orgel der Himmelfahrtskirche München einen intimen, angenehmen, bescheidenen Ton, der den Theaterdonner klassischer Orgelkompositionen weit hinter sich lässt. Thomas Gundermann spielt die Sackpfeife mit den Techniken der indischen Shenai und der marokkanischen Ghaita. Das ergibt weit geschwungene, karge Klanglandschaften, die sich jeglicher Kategorisierung entziehen. Kirchentonarten können hier genauso musikalische Grundlage sein wie indische Ragas oder arabische Maquams. Thomas Gundermanns ausgedehnte Solopartien atmen den Improvisationsgestus eines John Coltrane oder Ornette Coleman.

Obwohl Hamel und Gundermann seit Jahrzehnten in München leben, haben sie sich das erste Mal in einem Café in Tanger getroffen. Anschließend spielten sie einige Wochen mit marokkanischen Musikern - tagsüber bei einem andalusischen Ensemble und abends mit einer Gnaoua-Bruderschaft. Zurück in München, komponierte Hamel für Gundermann eine "Musik für Sackpfeifen". Mit "Andernorts" „Was bleibt“ und "Anverwandlungen" sind drei der vier Sätze des Werks auch auf dem vorliegenden Album zu hören. Der Titel "Coincidence" spielt auf die Zufälligkeit des Zusammentreffens genauso an wie auf die überraschenden Übereinstimmungen in den Lebensläufen, Interessen und Denkweisen der beiden Musiker.
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